Fischöl ist gut fürs Herz – Von der Idee zum Medikament : Datum:
Die erste Idee für ein neuartiges Medikament gegen Vorhofflimmern hatte das Forschungsteam aus Berlin bereits vor über zehn Jahren. Bei der Ausgründung und den ersten klinischen Studien unterstützten sie das BMBF und private Investoren.
Der medizinische Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte beruht ganz wesentlich auf der Entwicklung neuer Wirkstoffe. Die Forschung stützt sich dabei schon lange nicht mehr auf Zufallsfunde, sondern verfolgt zielgerichtet Angriffspunkte im Körper und testet immer neue Substanzen auf ihre Verträglichkeit und Wirksamkeit. Dennoch bleibt der Weg von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung dabei sehr lang und aufwendig. Bevor Wirkstoffkandidaten eine Zulassung als Medikament erhalten, sind umfangreiche und teure Sicherheitsprüfungen notwendig, die ein Großteil nicht besteht. Die Firmen müssen also viel Geld investieren, bevor sie wissen, ob sie mit dem Produkt jemals Geld verdienen. Ein Prototyp für eine neue Maschine lässt sich deutlich schneller bauen und auf den Markt bringen. „Auf dem Weg zum fertigen Medikament muss man Herausforderungen bewältigen. Es ist die teuerste Produktentwicklung mit dem höchsten Risiko“, erklärt Dr. Karen Uhlmann, Mitgründerin von OMEICOS. Das Unternehmen ist eine Ausgründung (Spin-off) aus dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin. Im Fokus der Produktentwicklung steht ein neuartiges Medikament gegen Vorhofflimmern – die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen. Allein in Deutschland leiden rund zwei Millionen Menschen darunter. Ohne Therapie kann es dabei zu schwerwiegenden Folgen wie einem Schlaganfall kommen.
Synthetische Analoga für eine bessere Wirkung
Vor der Produktidee standen viele Jahre Grundlagenforschung. Die Arbeitsgruppe von Dr. Wolf-Hagen Schunck hat in Zusammenarbeit mit Dr. Robert Fischer und Professor Dr. Dominik Müller am MDC die Wirkmechanismen von Omega-3-Fettsäuren untersucht, die zum Beispiel im marinen Fischöl enthalten sind. Sie konnte zeigen, dass nicht die Fettsäuren selbst potenziell herzschützend sind, sondern spezielle Metabolite, die der Körper als Zwischenprodukte des Stoffwechsels aus diesen Fettsäuren gewinnt. Allerdings sah das Forschungsteam auch, dass diese Metabolite schnell vom Körper weiter verstoffwechselt werden und nur kurzzeitig ihre potenziell guten Eigenschaften entfalten können. Das Forschungsteam hatte früh die Idee, optimierte künstlich erzeugte Kopien – also synthetische Analoga – herzustellen, welche die gleiche oder gar eine bessere Wirkung haben und dabei gleichzeitig stabiler im Körper sind und somit länger ihre Wirkung entfalten können. Inzwischen wird einer der Wirkstoffe an Patientinnen und Patienten getestet.
Zielgerichtete Unterstützung für gründungswillige Forschungsteams
Für solche Erfolge sind – neben exzellenten wissenschaftlichen Grundlagen – vor allem ein langer Atem und eine zielgerichtete Unterstützung durch öffentliche und private Geldgeber notwendig. Eine Forschungsförderung wie sie in der Grundlagenforschung üblich ist, reicht für die kostenintensive Wirkstoffentwicklung nicht aus. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt daher gründungswillige Forschungsteams in den Lebenswissenschaften mit speziellen Förderprogrammen, die vielversprechende Projekte in den entscheidenden Phasen begleiten und in vielen Fällen die Akquirierung von privatem Kapital überhaupt erst möglich machen. Die benötigten Summen sind in der Regel so groß, dass gleich mehrere Risikokapitalgeber, sogenannte Venture Capitalists (VC), Geld investieren müssen. Im Fall von OMEICOS haben öffentliche und private Geldgeber bis heute rund 37 Millionen Euro investiert, wobei auf der Einnahmenseite bislang noch nicht ein Euro umgesetzt wurde. Bis zur Zulassung wird das junge Unternehmen ein Vielfaches brauchen.
Eine chronologische Darstellung der OMEICOS-Ausgründung können Sie im Newsletter Spezial „Erfolgsfaktoren der transferorientierten Forschung“ hier (PDF, 13MB, Datei ist nicht barrierefrei) nachlesen.
Quelle: Newsletter „Aktuelle Ergebnisse der Gesundheitsforschung" - Spezial: Erfolgsfaktoren der transferorientierten Forschung