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ASO-basierte Induktion von RBM3 zur Behandlung von hypoxisch/ischämischenHirnschädigungen : , Thema: GO-BIO initial

Freie Universität Berlin - Dr. Tom Haltenhof

Die therapeutische Hypothermie (TH) kann bei Herzstillstand, Schlaganfall und insbesondere bei Sauerstoffmangel in Neugeborenen notwendig sein. © Adobe Stock / shidlovski

Sondierungsphase

Zuwendungsempfänger: Freie Universität Berlin
Fördervolumen: GO-Bio initial (01.10.2022 bis 30.09.2023, 119.958,00 Euro)

Eine Alzheimererkrankung wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Das macht es umso schwieriger, spezifisch wirkende Medikamente dagegen zu entwickeln.

Aktuelle Alzheimertherapien adressieren vorwiegend Symptome der Erkrankung, um den neurodegenerativen Prozess zu verlangsamen und die kognitiven Fähigkeiten von Patientinnen und Patienten möglichst lange zu erhalten. In dem Projekt Neuroprotektion soll mithilfe der Regulation genetischer Prozesse zusätzlich zu einer akuten Behandlung auch eine präventive Wirkung erzielt werden, indem ein Absterben der Nervenzellen verhindert wird (Neuroprotektion). Um das zu erreichen, machen sich die Antragstellenden die Tatsache zunutze, dass ein künstliches Absenken der Körpertemperatur (Hypothermie) im Tierversuch zu einer schützenden Wirkung gegen neurodegenerative Erkrankungen führt. Mithilfe eines gentherapeutischen Ansatzes wird eine Entkopplung des Vorganges erzielt, um mit einer Behandlung die Neuroprotektion schon bei normaler Körpertemperatur herbeizuführen.

Dieser Ansatz basiert auf der Verwendung künstlich hergestellter genetischer Sequenzen (Antisense-Oligonukleotide, kurz: ASO), die an die mRNA (Messenger-RNA) des herzustellenden Zielproteins gebunden werden. Ziel des Vorhabens ist es, eine potenzielle Therapieoption bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer zu evaluieren. Die Sondierungsphase soll unter anderem dazu genutzt werden, die rechtliche und regulatorische Tragfähigkeit der Idee zu überprüfen. Zudem soll geklärt werden, ob Patente oder andere Schutzrechte der Ergebnisverwertung einer ASO-basierten Modulation neuroprotektiver Gene bestehen.

Machbarkeitsphase

Zuwendungsempfänger: Freie Universität Berlin
Fördervolumen: GO-Bio initial Machtbarkeitsphase 3 (01.10.2023 bis 30.09.2025, 1.097.773,58 Euro)

Das künstliche Absenken der Körpertemperatur auf 33,5°C wird als therapeutische Hypothermie (TH) bezeichnet. Mit dieser Therapie werden Patientinnen und Patienten mit Hirnschädigungen (hypoxisch/ischämischer Enzephalopathie (HIE)) durch Sauerstoffmangel behandelt. Diese Maßnahme kann beispielsweise bei Herzstillstand, Schlaganfall und insbesondere bei Sauerstoffmangel in Neugeborenen notwendig sein. Mithilfe der therapeutischen Hypothermie können Nervenschäden wirksam minimiert werden. Dennoch hat diese Methode bei der Behandlung Neugeborener, die eine Hirnschädigung aufgrund eines schweren Sauerstoffmangels im Gehirn erleiden, mehrere Nachteile. Das künstliche Absenken der Körpertemperatur birgt das Risiko schwerer, mitunter lebensbedrohlicher Nebenwirkungen bei den behandelten Neugeborenen. Zudem ist die therapeutische Hypothermie nur in dafür speziell ausgestatteten neonatologischen Intensivstationen anwendbar. Aus diesen Gründen und wegen der längeren Trennung von Eltern und Kind, werden lediglich Neugeborene mit schweren Verläufen auf diese Weise therapiert, obwohl auch mildere Formen der HIE zu schweren neurologischen Entwicklungsstörungen führen können. Derzeit mangelt es an alternativen Behandlungsmethoden, welche die klinische Therapie in diesen Fällen verbessern. Das Projekt Neuroprotektion möchte in der Machbarkeitsphase an diesem Punkt ansetzen.

Das ‘RNA-binding Motif Protein 3’ (RBM3) ist eines der Gene, das durch Kälte produziert wird und dadurch die nervenschützende Wirkung der Hypothermie vermittelt. Eine vielversprechende Therapieoption alternativ zur therapeutischen Hypothermie besteht darin, RBM3 temperaturunabhängig zu induzieren. Die Projektmitarbeitenden haben in Vorarbeiten einen RNA-basierten Ansatz entwickelt, welcher die nervenschützende Wirkung von RBM3 ohne die Notwendigkeit einer therapeutischen Hypothermie möglich macht. Die potenzielle Behandlung soll als Injektion erfolgen, ist somit gewissermaßen ‘Hypothermia in a Syringe’. Das Verbundvorhaben Neuroprotektion wird den innovativen Therapieansatz im Tiermodell untersuchen. Zudem wird in der Machbarkeitsphase eine umfangreiche Sicherheitsbewertung durchgeführt. Die Therapie wird strategisch bis hin zur Anwendung in den klinischen Studien entwickelt.